Geringer Kraftstoffverbrauch belastet die Umwelt weniger und hilft Spritkosten zu sparen. Schon 1990 wurde aus diesem Grund vom damaligen Audi-Chef Piëch das Drei-Liter-Auto verkündet. 1994 bauten die Ingolstädter einen Oberklassewagen mit einer Aluminium-Karosserie, die nur 249 Kilogramm wog. Ebenfalls in den 90ern brachten die Autobauer weltweit verschiedene Modelle von Elektroautos auf den Markt. Dadurch sollte der CO2-Ausstoß vermieden werden. Sie konnten sich damals jedoch noch nicht durchsetzen. Die Faktoren Leichtbau und Elektroantriebe sind im Autobau nach wie vor zukunftsweisend. Daneben befinden sich weitere neuartige Technologien im Entstehen, die großes Potenzial in sich bergen. Die gemeinten Chancen liegen vor allem in der Digitalisierung. Mit ihr steht dem Automobil in seiner Entwicklungsgeschichte eine neue Ära bevor.

IT auf vier Rädern

Die digitale Revolution ist allgegenwärtig. Das Netz wird vermehrt in die Außenwelt verlagert und in Geräte integriert. Dafür steht das Schlagwort „Internet der Dinge“ (IoT – Internet of Things). Eines dieser Dinge ist das Auto. Der Einbau digitaler Technologien begann mit Freisprechanlagen für das Handy oder eingebauten Navigationsgeräten. Die innovativen Anwendungen im vernetzten Auto werden weit über solch bescheidene Technologien oder den bloßen Internetempfang hinausgehen. Mittlerweile ist das moderne Auto schon geradezu als ein hochkomplexes IT-Erzeugnis auf Rädern zu bezeichnen. Für Nachtsichtassistenten, Falschfahr- oder Müdigkeitswarner ist ein verflochtenes Zusammenspiel zwischen Software, Sensoren, mikroelektronischen Bauteilen und vieler weiterer Komponenten notwendig. 

Das Smartphone dient als Schnittstelle zum Kommunizieren. Damit sind nicht nur die Möglichkeiten des Telefonierens oder des elektronischen Schriftverkehrs gemeint, sondern auch die Kommunikation mit dem Auto an sich. Wer in Zukunft den Öl-, Tank- und Batteriestand angezeigt haben möchte, öffnet einfach die entsprechende App.

Über die Spracherkennungs-Technologien, die vermehrt in Smartphones Anwendung finden, kann der Fahrer im wahrsten Sinne des Wortes mit dem Fahrzeug sprechen. Insbesondere die amerikanischen Autobauer setzen schon seit einigen Jahren auf integrierte Spracherkennung, da sie bei den US-Kunden immer beliebter wird.

Um digitale Innovationen im Auto voranzutreiben und neue Ideen zu entwickeln, kooperieren die Auto-Konzerne vermehrt mit IT- und Telekommunikationsanbietern. In diesem Jahr war diese Tendenz auch auf verschiedenen Messen zu beobachten. Auf der CeBIT genauso wie auf der IAA oder auf der weltweit bekannten Automesse SEMA in Las Vegas.

Urbane Autoteilung

Die organisierte kollektive Nutzung von Autos, die als Car-Sharing bekannt ist, etabliert sich zunehmend. Es bietet ihnen eine Reihe von Vorteilen. Die Fahrer brauchen keine eigenen Parkmöglichkeiten oder greifen nur auf das Angebot zurück, wenn es erforderlich ist. Bei Bedarf können sie das Fahrzeug sogar nur für wenige Minuten anmieten. Konzerne wie Daimler oder Ford wollen ihren Nutzen aus dem Trend ziehen und bieten hauseigene Angebote zur gemeinschaftlichen Autonutzung an.

Das Car-Sharing profitiert von der zunehmenden Digitalisierung. Das Smartphone zeigt beispielsweise an, wo und wann das nächste Fahrzeug verfügbar ist oder wo es in der Nähe des Zielortes abgestellt werden kann. Das Autoteilen deutet auf die Bedürfnisse der Bevölkerung hin, die mit den zeitgemäßen und künftigen digitalen Infrastrukturen einhergehen. Es lässt auch neue Geschäftsmodelle entstehen, bei denen die Betreiber mit Parkhäusern, Flughäfen, Bahnhöfen kooperieren.

Car-Sharing ist ein typisches Beispiel dafür, wie sich die Autobranche an veränderte Lebensbedingungen anpasst, die durch die fortschreitende Urbanisierung verursacht wird. Mehr als die Hälfte der Menschen lebt in Städten. Der wachsende Trend lässt erahnen, dass die Bevölkerungszahlen in den Ballungsräumen auch weiterhin zunehmen werden. Die Autounternehmen werden in Zukunft nicht mehr lediglich absatzorientierte Produzenten von Fahrzeugen sein. Sie werden vermehrt auf die Bedürfnisse der Kunden eingehen müssen, die mit der Digitalisierung und Urbanisierung der Welt hervorgehen. Sie werden zugleich zu Dienstleistern, die Mobilitätskonzepte anbieten.

Klug gefahren

Die Autos der Zukunft werden untereinander sowie mit der Verkehrs-Infrastruktur vernetzt sein. Die Fahrzeuge werden in das Gesamtkonzept der sogenannten Smart City eingebunden, bei dem IT- und Kommunikationstechnologien dazu beitragen sollen, dass die Lebensqualität sowie Arbeitsprozesse in der Stadt verbessert werden. In diesem Zusammenhang ist von „Smart Traffic“ die Rede. Darunter verstehen die Fachleute, Verkehrsströme effizient zu lenken. Die abgestimmte Steuerung des Verkehrs soll ihn zudem sicherer machen. Die Vision, in den Großstädten dieser Welt zur Hauptverkehrszeit Staus vermeiden oder deutlich reduzieren zu können, ist für einen Städteplaner wohl äußerst attraktiv. In einigen Metropolen, wie in Amsterdam, rollt die „Smart Traffic“-Welle an. Im amerikanischen Pittsburgh übernehmen sogar Digital-Systeme den Verkehr, die auf Künstliche Intelligenz setzen. Das Programm lernt gewissermaßen dazu und entwickelt sich eigenständig weiter.

Selbst fahrend

Selbstparkende Autos sind keine Seltenheit mehr. Sogar die ersten selbstfahrenden Autos sind auf öffentlichen Straßen unterwegs. Die großen Autokonzerne weltweit arbeiten an entsprechenden Technologien und Projekten. Durch zunehmende Berichte in den Massenmedien wird das Thema öffentlich immer präsenter. Auch Google und Apple haben schon ihre ersten Testfahrzeuge vorgestellt. Apple kooperiert mit dem Elektroauto-Spezialisten Tesla.

Ein umfassender Gebrauch von selbstfahrenden Autos in den Städten ist noch nicht in greifbarer Nähe. Die Entwicklungen dorthin finden eher in einem Schritttempo statt, doch auf eine konsequente und beharrliche Art und Weise. Als weitere Vorstufe auf diesem Weg bilden nach den selbstparkenden Autos die so genannten teilautonom fahrenden Autos. So können sie sich beispielsweise nach dem „Stop and Go“-Prinzip von alleine dem stockenden Verkehr im Stau anpassen. Je weiter der Aufbau der digitalen Verkehrs-Infrastruktur voranschreitet, desto mehr wird sich in den ersten Schritten der Markt für teilautonom oder selbstfahrende Autos weiterentwickeln können.

Selbstfahrende Autos sind auch in Japan im Kommen. Die Standardisierung der dafür notwendigen Technologien und verkehrs-infrastrukturellen Rahmenbedingungen wird von der Regierung regelrecht forciert. In Bezug auf diesen Punkt sei der geneigte Leser auf den vierten Teil dieser Artikel-Serie verwiesen. Darin wird im Übrigen auch auf die Bedeutung und die Einsatzmöglichkeiten von Sensortechnologien im Auto der Zukunft eingegangen.

Fazit

Die Automobilbranche steht mit der Digitalisierung vor einem gewaltigen Wandel in ihrer Entwicklung. Sie muss große Flexibilität beweisen und sich den immer kürzer werden Innovationszyklen bei den digitalen Technologien anpassen. Wie gut das Auto der Zukunft vernetzt ist, kann zu einem ausschlaggebenden Faktor für den Kunden werden. Um eine nahtlos vernetzte, sichere, individuelle und effiziente Mobilität bieten zu können, müssen die Autobauer ihre Geschäftsmodelle überdenken. Die Fähigkeit der Automobilindustrie mit der Digitalbranche zu kooperieren und Innovationen zu beschleunigen, ist dabei entscheidend. Um elektrisch betriebene, digital vernetzte und autonom fahrende Fahrzeuge auf die Straßen zu bringen, findet solche konzeptuelle Zusammenarbeit bereits statt. Das gilt nicht zuletzt für die deutschen Autobauer. Einige Hersteller gehen in letzter Zeit dazu über, hauseigene Start-Ups oder innovationsorientierte Abteilungen zu gründen, um die Vernetzung voranzutreiben.

Mit den Internet-Giganten Google und Apple drängen Konkurrenten in den Markt, die branchenfremd sind. Doch sie können sich mit der Zeit zu ernstzunehmenden Rivalen entwickeln, deren großer Vorteil ihre IT-Kompetenz ist. Die Entwicklung von Software, kundennaher Service und Support oder technologiebasierte Erfahrung auf dem Gebiet des autonomen Fahrens können möglicherweise zu bedeutenden Wettbewerbsvorteilen führen.

Um dem Kunden individuelle Service-Vorteile oder maßgeschneiderte Angebote bieten zu können, ist die Auswertung persönlicher Daten notwendig. Je weiter die Vernetzung vorangetrieben wird, desto mehr Service, Sicherheit und Effizienz kann geboten werden. Damit wächst aber auch die Diskussion um das heikle Thema des Datenschutzes. Im Juli dieses Jahres hat der Justizminister Heiko Maas eindringlich vor Daten-Sammelwut der Autoindustrie gewarnt. Viele gesetzliche Rahmenbedingungen müssen noch festgelegt werden.

Unter anderem ist auch die Haftung bei Unfällen eine umstrittene Frage. Umso mehr überraschte der schwedische Autokonzern Volvo mit der Aussage, dass er die volle rechtliche Verantwortung für seine autonomen Autos übernehmen werde. Diese Ankündigung auf der Autoshow in Los Angeles vor einigen Tagen sorgte für Furore. Ob die Konkurrenten diesem Beispiel folgen werden, bleibt abzuwarten.

Einen Artikel über die Zukunft der Automobilbranche zu verfassen, war ursprünglich für das kommende Jahr geplant. Aufgrund einer Leseranfrage zum Thema wurde er vorgezogen. Da es sich um eine sehr umfangreiche Thematik handelt, konnte mit der Digitalisierung nur ein eingegrenzter Teil angeschnitten werden. Um weitere Aspekte zu berücksichtigen, wird sich auch der folgende Teil 9 um die Zukunft des Autos drehen.

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